Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen
Photovoltaik und Landwirtschaft – die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen sind als Agri-PV bekannt
- Landwirtschaftliche Nutzung und Stromerzeugung aus Sonnenenergie finden auf derselben Fläche statt
- Förderung, Steuervorteile und privilegierte Antragsverfahren sind möglich
- Agri-PV stärkt Resilienz der Landwirte und fördert Umwelt- und Klimaschutz
- Individuelle, vorausschauende Planung ist für den Erfolg unumgänglich
Welche Chancen bieten Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen?
Strom aus Sonnenenergie ist für die Umsetzung der Energiewende von entscheidender Bedeutung. Doch wenn es um Photovoltaikanlagen geht, denken die meisten Menschen automatisch an private, auf Hausdächern installierte Systeme. Dabei gibt es in Deutschland noch viel mehr Potenzial, um Strom aus Sonnenenergie zu gewinnen: Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen bieten viele Chancen – nicht nur für die Stromproduktion, sondern auch für die finanzielle Absicherung von Landwirten. Was es dabei zu beachten gilt und welche Risiken zu berücksichtigen sind, erklärt der vorliegende Ratgeber.
Was sind Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen?
Von den mehr als 350.000 Quadratkilometern Fläche, die der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung steht, wird über die Hälfte landwirtschaftlich genutzt – zum Beispiel für Ackerbau, Viehhaltung oder Obstbau. Viele dieser Flächen befinden sich im Besitz der Landwirte, die diese bewirtschaften. Andere werden für die Bewirtschaftung gepachtet. Wenn es um die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen für Photovoltaikanlagen geht, muss zwischen zwei Varianten unterschieden werden.
Photovoltaikanlagen auf Freiflächen
Häufig sieht man sie in der Nähe von Autobahnen: Große Grünflächen, auf denen gigantische Photovoltaikanlagen aufgebaut sind. Hierbei handelt es sich um PV-Anlagen auf sogenannten Freiflächen. Sie werden auch als Freiflächen-Photovoltaik (FFPV) oder Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) bezeichnet. Oft werden dafür in Frage kommende Freiflächen von den Besitzern an Unternehmen verpachtet, die sich auf die Errichtung von Solarparks spezialisiert haben. In Frage kommen normalerweise nur Flächen, die nicht bereits anderweitig genutzt werden.
Auch bei Freiflächen-Photovoltaikanlagen gibt es mittlerweile Bemühungen für eine Doppelnutzung. So gibt es mittlerweile gute Erfahrungen bei der Kombination aus Schaf- oder Bienenhaltung mit Freiflächen-PV.
Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen
Landwirtschaftlich genutzte Flächen bieten viel Potenzial für die Energiegewinnung über PV-Anlagen. Sie dürfen jedoch nicht einfach umgenutzt werden, denn auch die Produktion von Lebensmitteln ist wichtig. Deshalb interessieren sich immer mehr Landwirte für eine echte Doppelnutzung, indem sie die in Frage kommenden Flächen landwirtschaftlich und für Photovoltaikanlagen nutzen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Agri-PV-Anlagen. Diese bedeuten eine Win-Win-Situation für die Landwirte sowie für Klima und Umwelt.
Deutschlandweit werden Agri-PV-Anlagen derzeit hauptsächlich in verschiedenen Forschungsprojekten getestet. Die Bundesregierung hat jedoch mit dem EEG 2023 die Weichen für eine umfassende Umsetzung von Agri-PV-Lösungen gestellt, dank der auch Fördermöglichkeiten genutzt werden können.
Welche Vorteile bieten Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen?
Bei der Beschreibung der Vorteile gehen wir von Agri-PV-Anlagen, also Photovoltaikanlagen auf Flächen, die tatsächlich landwirtschaftlich genutzt werden, aus. Hier zeigen sich, dass gleich mehrere positive Effekte zu erwarten sind.
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Vorteil 1: Zusätzliche Einnahmequelle für Landwirte
Einnahmen und Umsätze sind gerade im Bereich der Landwirtschaft teilweise starken Schwankungen unterworfen. Deshalb sind Agri-PV-Anlagen besonders attraktiv: Sie ermöglichen ein zusätzliches, verlässliches Einkommen, wenn der generierte Strom verkauft wird. Alternativ senken Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen die Betriebskosten, wenn der Strom selbst verbraucht wird.
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Vorteil 2: Bessere Erträge dank durchdachter Planung
Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen bedürfen einer besonderen Planung, um sicherzustellen, dass die Flächen weiterhin wie gewohnt bewirtschaftet werden können. Dank vorausschauender Planung können jedoch auch die Erträge gesteigert werden: So schützen zum Beispiel clever aufgestellte PV-Paneele Ackerflächen vor einer zu intensiven Sonneneinstrahlung und Austrocknung. Photovoltaikanlagen und landwirtschaftlichen Flächen können also eine fruchtbare Symbiose eingehen.
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Vorteil 3: Umwelt- und Klimaschutz
Eines der wesentlichen Ziele der Energiewende ist die Steigerung des Anteils an Erneuerbaren Energien für den Energie- und Stromverbrauch. Die angestrebten 60 % beim Bruttoendenergieverbrauch und 80 % beim Bruttostromverbrauch lassen sich jedoch nur erreichen, wenn die grüne Stromerzeugung kontinuierlich ausgebaut wird. Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen sind deshalb ein wichtiger Baustein für nachhaltigen Umwelt- und Klimaschutz.
Neben den finanziellen Vorteilen durch Energiekostensenkung bzw. Stromverkauf sollten auch steuerliche Vorteile und mögliche Förderbeträge berücksichtigt werden. Hier gilt es, die individuelle Situation genau zu prüfen. Gern liefern wir Ihnen zu diesem Thema weiterführende Informationen und erklären Ihnen im Detail, welche finanziellen Vorteile bei einer Photovoltaikanlage auf landwirtschaftlichen Flächen möglich sind.
Welche Nachteile müssen bei Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen berücksichtigt werden?
Neben vielen Vorteilen müssen bei Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen auch potenzielle Nachteile bzw. Risiken berücksichtigt werden. Umso wichtiger ist eine umfassende und individuelle Planung des Projekts. Mit unserer langjährigen Expertise unterstützen wir Sie gern bei Ihrem Vorhaben. Für einen noch besseren Überblick stellen wir Ihnen grundsätzliche Risiken bzw. zu berücksichtigende Einflussfaktoren vor.
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Faktor 1: Ertragseinbußen auf Ackerflächen
Bei Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen werden die Paneele normalerweise so angeordnet, dass noch immer ausreichend Sonnenlicht auf die am Boden befindlichen Feldfrüchte fällt. Dennoch haben einzelne Studien herausgefunden, dass die Ertragsmenge sich bei manchen Gemüsearten reduzieren kann. Hier ist eine vorausschauende Planung gefragt, um sicherzustellen, dass Ertragseinbußen auf ein Minimum reduziert werden.
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Faktor 2: Hohe Investitionskosten
Insbesondere hoch aufgeständerte Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen bringen grundsätzlich höhere Investitionskosten mit sich als Anlagen, die auf Freiflächen installiert werden. Unter anderem, weil die spezielle Konstruktionsweise einen größeren Materialeinsatz verlangt. Die höheren Investitionskosten sind gleichzeitig mit einem geringeren Ertrag verbunden. Denn anders als bei Freiflächen-Photovoltaikanlagen kann bei Agri-PV nicht die gesamte zur Verfügung stehende Fläche genutzt werden, um Strom zu produzieren.
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Faktor 3: Aufwändige Genehmigungsverfahren
Wer eine Photovoltaikanlage auf landwirtschaftlichen Flächen errichten möchte, sieht sich leider mit einem großen bürokratischen Aufwand konfrontiert. Teilweise müssen für die Errichtung sogar Flächennutzungspläne geändert werden. Der Gesetzgeber hat jedoch in vielen Bereichen bereits reagiert und Vorgaben gemacht, um das Genehmigungsverfahren zu erleichtern. Weitere Vereinfachungen können Agri-PV in Zukunft noch attraktiver werden lassen.
Welche Vorgaben gelten bei Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen?
Fakt ist: Landwirtschaftlich genutzte Flächen dürfen nicht zugunsten der oftmals lukrativeren Energiegewinnung mithilfe von Photovoltaikanlagen umgenutzt werden. Denn die Versorgung mit Lebensmitteln ist genauso wichtig, wie die Versorgung mit klimafreundlicher Energie. Deshalb gibt es konkrete Vorgaben, die bei der Planung und Umsetzung von Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen berücksichtigt werden müssen. Einige dieser Vorgaben stellen wir nachfolgend vor.
Sämtliche Kriterien, die für die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen eingehalten werden müssen, werden in der Norm DIN SPEC: 91434:2021-05 definiert. Wer sich für PV-Anlagen in Kombination mit Landwirtschaft interessiert, sollte diese Norm entsprechend berücksichtigen.
Maximal erlaubte Einschränkung der nutzbaren Fläche
Weil die Landwirtschaft der Stromerzeugung nicht untergeordnet werden darf, sind Photovoltaikanlagen auf entsprechenden Flächen nur dann zulässig, wenn dadurch nur kleine Anteile nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden können. Bei bodennahen Photovoltaikanlagen beträgt die maximale Einschränkung 15 % der Gesamtfläche, bei hoch aufgeständerten Anlagen sind es höchstens 10 %.
Vorgeschriebener Mindestertrag
Um zu verhindern, dass Landwirte Ertragseinbußen in Kauf nehmen, um von der lukrativeren Stromerzeugung zu profitieren, gibt es Vorgaben bezüglich des nach der Errichtung einer Photovoltaikanlage noch zu erzielenden Durchschnittsertrags. Dieser muss mindestens zwei Drittel des vorherigen Ertrags ausmachen.
Privilegierung für kleine Anlagen
Um vor allem kleinere Anlagen zu fördern, wurde im Juli 2023 eine Privilegierung eingeführt. Diese besagt, dass kleine Agri-PV-Anlagen bis 2,5 Hektar auch ohne Bebauungsplan genehmigt werden können. Die notwendigen Gutachten und Bauantragsunterlagen müssen selbstverständlich weiterhin wie gewohnt eingereicht werden.
Vorausschauende Planung ist entscheidend für den Erfolg
Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen bieten viel Potenzial: Sie steigern die Resilienz landwirtschaftlicher Betriebe, indem sie eine zusätzliche Einnahmequelle und Schutz vor negativen Witterungseinflüssen bieten. Sie reduzieren außerdem die Flächenkonkurrenz, weil Landwirtschaft und Energiegewinnung auf derselben Fläche möglich werden. Darüber hinaus unterstützen sie aktiv die Energiewende und damit Umwelt- und Klimaschutz.
Damit Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen erfolgreich sind, ist eine vorausschauende und individuelle Planung erforderlich. Gern unterstützen wir Sie bei diesem Vorhaben mit unserer langjährigen und umfassenden Expertise. Sprechen Sie uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch einfach an.